Wozu man sich austauschen und Maßnahmen planen könnte – eine erste Zusammenstellung
aus dem Wissensschatz, der sich im vorne benannten LernTräume-Heft finden lässt. https://www.friedrich-verlag.de/shop/lerntraeume-537020
Zum Sprachverständnis in Klassenräumen – ein Befund
Prof. Manfred Spreng vom Institut für Physiologie der Universität Erlangen stellt in seinem Beitrag für den Band „Die akustisch gestaltete Schule“ fest: „Simuliert man die häufig in Klassenräumen gegebenen akustischen Bedingungen (Signal-Störgeräuschpegel-Differenzen von +2 und +6 dB; Nachhallzeiten 0,8 Sek), dann ergibt sich bei normal hörenden Schulkindern (8 bis 10 Jahre) eine auffallendeReduktion der monaural (auf einem Ohr) getesteten Satzverständlichkeit. Es muss deshalb die Aussage gemacht werden, dass typischer Lärm in Schulräumen kein angemessenes Sprachverständnis erlaubt.“ (…) Das gilt in besonderer Weise für Kinder mit anderer Muttersprache und Kindern mit Hörbeeinträchtigungen. „Bei diesen Betroffenen wirkt Lärm nicht nur durch seine Verdeckungseigenschaft lernhemmend, sondern mindert durch den unausweichlichen Aufmerksamkeitsentzug die richtige Erschließung von Wortklangbildern und damit letztlich eine ausreichende Unterrichtsbeteiligung. Speziell in diesen Fällen muss die Kommunikationsbehinderung kontrolliert bleiben, um der drohenden Begrenzung der Persönlichkeitsentfaltung entgegenzuwirken.“ (Spreng 2002, S. 53 und 57)
Spreng, Manfred: „Die Wirkung von Lärm auf die Sprachentwicklung des Kindes“. In: Huber, L./Kahlert, J./Klatte, M. (Hg.) (2002): Die akustisch gestaltete Schule. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 43-61
Zwölf Maßnahmen zur Verbesserung der Akustik – eine Zusammenstellung
Von Charlotte A. Sust in einem Beitrag für die Lernende Schule (Heft 20, 2002, S.46)
◆ Ergreifen bauakustischer Maßnahmen, die zu einem geeigneten Signal-Geräusch-Verhältnis beitragen (z. B. Reduzierung
der Nachhallzeit durch dämmende Materialien, Einbau und konsequentes Schließen schalldichter Fenster, Verkleiden schallharter Decken und Wände mit schallabsorbierenden Materialien und potenziell einem schallabsorbierenden Deckenrand)
◆ Schutz der Klasse und des Gebäudes vor Außenlärm, z. B. durch Abdichtung der Türfalzen, Dämmung der Flure, durch das Erwirken einer Verlangsamung des Verkehrs, durch Bau von Schallschutzwänden zur Abschirmung vor Verkehrslärm
◆ Anlage neuer Gebäude in ruhigen Gebieten
◆ Schärfung der Wahrnehmung für akustische Reize, beispielsweise durch ein Hörtraining (Unterscheidung von Tönen, Klängen, unterschiedlichen Instrumenten), was nicht zwingend nur im Musik-Unterricht stattfindet, sondern etwa auch durch schulweite Angebote wie Hörklubs, Schulradio o. Ä. erfolgen kann. Viele anregende Ideen kann man bei Volker Bernius in seinem Beitrag „Zuhörförderung“ in dem Buch „Die akustisch gestaltete Schule“ nachlesen.
◆ Vermittlung von mehr Wissen über Hören, Zuhören, Sprechen und Kommunikation. Dies kann zu entsprechende Unterrichtseinheiten in Sachkunde bzw. in naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie (Aufbau und Funktion des Gehörs, Verarbeitung der Schallwellen, Richtungshören usw.) oder Physik (Schallwellen, Schallmessung, Schallarten, usw.) führen oder auch im Deutsch und Sozialkundeunterricht erfolgen (Erarbeitung von Kommunikationsmodellen, Erstellen/Verfolgen von Hörspielen, analysieren der sozialen Funktionen unterschiedlicher Hörsituationen, Einfühlen in die Situation von Personen mit Hörbehinderungen usw.).
◆ Einführung von Spielregeln für die Kommunikation in der Klasse und zur Einhaltung von verabredeten Ruheperioden
◆ Training ruhigen Verhaltens aufseiten der Lernenden
◆ Beachtung der Sprachrichtung und der Sprachposition beim Lehren; wenn nötig: Bevorzugung des Stehens oder angelehnten Sitzens beim Sprechen, damit die „Stimme der Lehrerinnen und Lehrer als Schallquelle“ möglichst weit in den Raum „trägt“.
◆ Angebot eines Stimm- und Sprechtrainings, sowohl für Lehrerinnen und Lehrer (zur Reduzierung der Stimmbelastung) als auch für Schülerinnen und Schüler (zum bewussten Umgang mit dem „Instrument“ Stimme)
◆ Angebot von schulweiten Aktivitäten wie Hörklubs, Schulradio, usw.
◆ bewusste akustische Gestaltung des Gebäudes: Von einem schönen Beispiel für ein entsprechendes Projekt zur Schulentwicklung berichtet Ulrike Roos, als Oberstudienrätin an der Deutschen Schule in Mailand (vgl. Roos, 2002).
◆ Angebot von zusätzlichem Deutschunterricht sowie Betreuung für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache sprechen, und zwar in akustisch akzeptablen Räumen (Nachhall unter 0,5 Sek., möglichst wenig Störgeräusche).
Akzeptanz als Settingimpuls – Ein Element der Pädagogik nach Moshé Feldenkrais
Im nachfolgenden, kurzen Beitrag wird deutlich, wie eine Begegnungsform im schulischen Setting, dessen Wirkung verändern kann. Karen Schmidt-Paas, eine Feldenkrais-Lehrerin berichtet in einem Beitrag für die Lernende Schule (Heft 20, 2002, S.32), wie ein Lernsetting mit seinem Impuls wirken kann:
Wir gehen als Feldenkraispädagoginnen und -pädagogen von der Annahme aus, dass die Grundlagen des Lernens für alle Menschen gleich sind. Bei der Arbeit mit den Kindernzeigt sich aber, dass das Lernen für etliche von ihnen durch negativen Erfahrungen geprägt ist. Dies wird zu einem Teufelskreis, in dem sie nun in allen Situationen, die mit Lernen zu tun haben, gefangen sind, und derdas Lernen und Neulernen erschwert oder unmöglich macht.
Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen, positiv zu verändern und das Neue dann zu verankern. Die Faktoren, die aus diesem Teufelskreis der Gewohnheiten und der negativen Lern- und Lebenserfahrungen (er-)lösen und eine neue, jeweils der Situation entsprechende Reaktionskette initiieren, können in Stunden mit Kindern schnell anschaulichwerden: Das Gefühl, ohne jede Leistungserwartung akzeptiert zu werden, löst bei ihnen meistens persönliche Sicherheit aus; Hilfe und Stimulation zur Wahrnehmung des eigenen Körpers und zur Orientierung in Raum und auch Zeit lässt sie frei werden, um neue Informationen aufnehmen zu können, um an bereits Erkanntes und Gekonntes anzuknüpfen. So entwickelt sich zusehends das Selbstgefühl und das Gefühl eigener Kompetenz. Dieses „Ich kann“ ist die Basis für neue Verknüpfungen im Gehirn, erweitert die Assoziationsketten und wird zum Beweggrund für Neugierde und Motivation. Dies befähigt dazu, jeweils der Situation entsprechend reagieren und handeln zu können.